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Es war soweit, der Tag der Abreise stand fest. Corona hatte mittlerweile Spanien und auch Südfrankreich so sehr im Griff, dass diese Gebiete durch das Auswärtige Amt als Risikogebiet deklariert waren. Wir wollten uns dort nicht aufhalten, keinen Campingplatz nehmen, sofern überhaupt möglich. Wir planten unsere Fahrt so, dass wir gute 6-8 Stunden am Tag unterwegs waren und unsere Übernachtungen an Orten mit möglichst wenig Menschenkontakt stattfanden.
Unsere erste Wahl fiel auf eine Olivenfarm in der Nähe von Zaragossa. Uns war schwer ums Herz und anscheinend ging es dem Himmel auch so. In den Bergen hingen die Wolken tief und es regnete immer wieder. Doch beim Grenzübertritt nach Spanien wurde es besser und nach der langen Zeit wieder in Spanien zu sein hatte ein Gefühl von Zuhause, mag merkwürdig klingen, war aber so. Aber anhalten war nicht, wir tankten nur kurz und dann ging es weiter. Der Weg zur Farm war etwas abenteuerlich, aber mit Einbruch des Abends waren wir da. Wir hatten einen Code für das Tor bekommen und direkt am Eingang war ein See an dem wir uns einen Platz suchten, etwas entfernt standen noch zwei Wohnmobile, wir grüßten und dann war der Tag auch zu Ende. Das erste Stück war geschafft. Am nächsten Morgen nutzten wir noch die Möglichkeit unsere Toilette und Wasserkanister zu entleeren, genossen den Sonnenaufgang und einen Kaffee und dann ging es weiter, wir wollten bis nach Frankreich auf ein Weingut.

Der Vorteil dieser beiden Übernachtungsplätze lag klar auf der Hand, kostenfrei oder sehr günstig, keine anderen Leute, abends kommen, morgens fahren. Der Nachteil des Ganzen, der Fokus liegt alleine darauf Strecke zu machen. So ein richtiger Genuß ist das nicht, aber Corona und die Möglichkeit zu erkranken oder Quarantäne zu machen ließ uns wenig Spielraum.

Auf dem Gut wurde die ganze Nacht die Ernte verarbeitet, man ist halt Gast, aber das Leben auf dem Gut geht weiter. Das dachte sich auch der Hund der Gastgeber, der uns erst den Handfeger aus dem Wagen klaute und dann einen Flip Flop der vor dem Dicken stand. Der Besitzer und ein netter Erntehelfer brachten uns beides zurück, wir sprachen nicht die gleiche Sprache, doch gemeinsames Lachen über den frechen Hund brauchte keine andere Sprache.

Vom Weingut aus entschieden wir, das Risikogebiet zu verlassen, weiter nach Norden zu fahren, in einen Nationalpark, an einen See, vielleicht konnten wir dort noch ein paar Tage bleiben. Es war einen Versuch wert, aber irgendwie war klar, das alles zögerte einfach nur etwas Unvermeidliches heraus, das Ende der Reise, die Rückkehr nach Deutschland, nach Hamburg. Nach nur einer Nacht fuhren wir weiter, auch wenn eine von uns das überhaupt nicht wollte, etwas in ihr sträubte sich mit Händen und Füßen. Doch erneut wartete noch etwas auf uns, ein Blick auf die Karte sagte, wir fahren mitten durchs Elsaß. Colmar sollte unser nächstes Ziel sein. Direkt am Stadtrand, am Fluß Ill lag ein kleiner Campingplatz. Was für eine zauberhafte Stadt. Wir bummelten trotz Corona durch die Gassen und natürlich gab es Flammkuchen mit Wein für uns und ein paar andere kleine Leckereien fielen auch noch ab. Der Campingplatz war nicht voll, alles frisch renoviert und wenn man davon absieht das wir hier mit einem etwas zu groß geratenen Krabbeltier eine schlaflose Nacht hatten, war es ein würdevoller und toller Abschied von Frankreich.

Nach zwei Nächten ging es Richtung Deutschland, die Grenze ist von dort nur einen Katzensprung entfernt und schon kurz hinter der Stadtgrenze ist bereits Freiburg ausgeschildert. Nach einem kurzen regnerischen Stopp am Bodensee und in Niedersachsen, waren wir ein paar Tage eher als geplant bereits zurück in Hamburg. Was für ein Moment. Nach einer guten Woche Fahren, ein bisschen Sightseeing in Colmar und Kurzbesuchen bei einem Teil der Familie war es vorbei. Eine unfassbare Reise lag hinter uns. So anders als ursprünglich gedacht. Teils fremdbestimmt durch einen Virus der alles gewürfelt hatte. Und mit viel Glauben an uns selbst, unser Können und unser Talent, auch unter nicht immer einfachen Bedingungen, für uns alles rauszuholen. Am Ende schauen wir zurück auf die bis jetzt beste Zeit unseres Lebens. Wir sind gesund, der Dicke ist heile, wir haben mit Windsurfen einen gemeinsamen Sport gefunden der uns begeistert und wir sind so voller Eindrücke das wir wohl noch lange lange lange und noch länger zurückschauen werden, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Wir sind dankbar für diese Erfahrung und wir werden es wieder tun. Im Kleinen wie im Großen, mit dem Dicken, zurück an Orte, die wir bereits lieben gelernt haben und natürlich weiter um so viele fantastische neue Orte wie möglich zu entdecken.

Haben wir was gelernt?
Haben wir was für uns mitgenommen?
Wollen wir was anders machen als vorher?
Wollen wir unser Leben verändern?

Wir können ganz sicher alle Fragen beantworten, ob jetzt an diesem Punkt schon oder erst später, ob mit Ja oder Nein, das bleibt unser Geheimnis, zumindest an dieser Stelle.

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